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XXL-Prüfung im Rückspiel

Der Auftritt des FC Bayern München beim 2:2 im ersten Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid weckt Zuversicht. Die Abwehr bereitet allerdings Sorgen. Und die Trainerpersonalie bleibt spannend.

München - Mit funkelnden Augen blickte Thomas Tuchels der Königsklassen-Kraftprobe des FC Bayern München auf dem Weg ins Finale im Londoner Wembley-Stadion entgegen. „Die Ausgangslage ist ganz klar. Wir fahren nach Madrid – and the winner takes it all“, sagte Tuchel zum Fußball-Blockbuster im Bernabéu-Stadion bei Real Madrid in einer Woche. Der Gewinner bekommt also alles, der Verlierer geht leer aus. „Es ist sicher einer der schwierigsten Orte, um zu gewinnen. Aber das ist die Herausforderung, das ist das Schöne daran.“

Tuchel will weiter nach Wembley. Auf dem Weg ins ins Champions-League-Endspiel wollen die Münchner nach dem 2:2 (0:1) im Halbfinal-Hinspiel in München nicht nur die XXL-Prüfung als letzte Hürde meistern.  Bis dahin wollen die Bayern auch längst Klarheit haben, wer in der neuen Saison als Nachfolger von Tuchel den Umbau in Angriff nimmt.

Bis zum Rückspiel in Madrid am kommenden Mittwoch erwartet Sportvorstand Max Eberl aber keine Entscheidung in der Frage, ob der Backnanger Ralf Rangnick der neue Mann an der Seitenlinie sein wird.  Präsident Herbert Hainer berichtete in der Nacht zum Mittwoch von „guten Gesprächen“. „Wann wir dann das finale Go geben, müssen wir mal sehen“, sagte er. Österreichs Nationaltrainer Rangnick soll dem Vernehmen nach aber eine grundsätzliche Bereitschaft signalisiert haben, im Sommer nach München zu kommen.

All die Zukunftsdiskussionen scheinen die Spieler ausblenden zu können. Der scheidende Coach Tuchel konnte nach dem 2:2 (0:1) durch Bayern-Tore von Leroy Sané (53.) und Harry Kane (57.) die Gewissheit verbuchen, dass es seine Stars auch mit Real Madrid aufnehmen können. „Wir haben 90 Minuten, 120 Minuten, vielleicht ein Elfmeterschießen. Das Ziel ist klar, wir müssen gewinnen“, sagte Tuchel. 

Aber klar ist auch: Toni Kroos und seine Königlichen sind kaum zu besiegen, wie das Hinspiel gezeigt hat. „Wir sind nicht das erste Team, dem das passiert“, stöhnte Tuchel. „Madrid stirbt nie“, schrieb „El País“. „Manchester City sitzt zu Hause, RB Leipzig sitzt zu Hause und sagt: Wie kann das sein, dass wir ausgeschieden sind?“, sagte Eberl zum Phänomen Real: „So fühlt es sich bei uns eben noch nicht an, weil wir noch das Rückspiel haben.“ 

Die Königsklassen-Kursrallye zauberte am Ende häufiger den Gästen um den herausragenden Strategen Kroos ein Lächeln ins Gesicht. „Zur Halbzeit hätte ich das Ergebnis ungern genommen, dann zum Schluss natürlich gern“, frohlockte der deutsche Nationalspieler, der sich nach druckvollem Bayern-Beginn als Unterschiedsspieler erwies. Vinicius Junior traf nach dem von Nationaltorwart Manuel Neuer beklagten „Pass durchs Herz“ von Kroos zum 1:0 (24.). Mit dem späten 2:2-Ausgleich per Elfmeter (83.) dokumentierte Vinicius abermals die königliche Unbeugsamkeit.

Beide Male deckte Madrid krasse Schwächen von Min-jae Kim auf. Der im Sommer für rund 50 Millionen Euro verpflichtete Münchner Abwehrmann ließ sich beim 0:1 in die Irre führen, beim 2:2 verschuldete der Südkoreaner einen Elfmeter. „Er war zweimal zu gierig“, rügte Tuchel den Verlierer des Abends. „Er will zu viel in den Aktionen, und wir werden von Reals Qualität bestraft.“ 

Auf dem Weg in die sommerliche Münchner Nacht musste Tuchel sich Gedanken machen, wie er im Rückspiel im Estadio Santiago Bernabéu mehr defensive Stabilität erzielen will. Wird der gesetzte, aber verletzte Matthijs de Ligt rechtzeitig fit? Traut sich Tuchel ansonsten ein Wagnis mit dem Franzosen Dayot Upamecano, der schon wiederholt und auch im Vorjahr beim Viertelfinal-Aus gegen Manchester City eklatant patzte? „Es ist alles offen, der Gewinner kriegt den Kuchen“, sagte Joshua Kimmich. Doch zunächst steht erst einmal noch das Bundesliga-Topspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sat 1) beim VfB Stuttgart an.

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