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Der BVB bleibt demütig

Borussia Dortmund träumt nach dem 1:0-Hinspielsieg gegen den Favoriten Paris Saint-Germain zwar vom Champions-League-Finale in Wembley, verordnet sich aber im Siegestaumel Zurückhaltung.

Dortmund - Die ganze Stadt vibriert, Europa verliebt sich wieder in Borussia Dortmund – doch nach dem Siegestanz in seinem prachtvollen Ballsaal zwingt sich der BVB mit aller Kraft zu Demut. „Das wird am Dienstag noch ein bretthartes Ding“, warnte Mats Hummels: „Aber ja, natürlich wollen wir nach Wembley.“

Der Wunschtraum vom Endspiel der Champions League in London, das noch vor Monaten so entfernt schien wie eine fremde Galaxie, ist nah, ganz nah. „Wir haben alle Möglichkeiten, auch in Paris zu bestehen“, betonte Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem 1:0 (1:0) im Halbfinal-Hinspiel gegen Paris Saint-Germain an einem außergewöhnlichen Fußball-Feiertag.

Wie Jadon Sancho in den Dribblings wirbelte, Karim Adeyemi im Vollsprint hinten aushalf, wie Hummels und Nico Schlotterbeck den Superstürmer Kylian Mbappé an die Kette legten – das macht große Hoffnung auf das sechste Europapokalfinale der Vereinsgeschichte. Am 1. Juni, in Wembley, möglicherweise wie schon 2013 gegen Bayern München. Es wäre ein Hochamt des deutschen Fußballs, der in der kommenden Saison mindestens fünf Champions-League-Teilnehmer stellen wird.

„Es ist Halbzeit“, mahnte aber auch Torschütze Niclas Füllkrug: „Wir bleiben demütig.“ Die Südtribüne allerdings feierte ihre Europacup-Helden mit der Lautstärke eines startenden Düsenjets. „Die Gelbe Wand trug eine Borussia, die den Franzosen in allen Belangen überlegen war, die auf dem Platz eine Intensität an den Tag legte, als wäre es das letzte Spiel ihres Lebens“, kommentierte die spanische Sportzeitung „AS“. Der BVB ist wieder wer im europäischen Fußball, elf Jahre nach dem Siegeszug ins „German Endspiel“ – das damals gegen den FC Bayern jedoch verloren ging.

Eine große Genugtuung war es für alle Beteiligten, dass sich der BVB selbst wieder in die Champions League schoss. Er wird in der grundlegend reformierten Königsklasse 2024/25 gemeinsam mit den Bayern, dem VfB Stuttgart, Meister Bayer Leverkusen und RB Leipzig an den Start gehen. Das bedeutet auch: Es wird mindestens 40 Vorrundenspiele mit deutscher Beteiligung geben – Königsklasse in Dauerschleife. 

„Die Champions League hat in diesem Jahr ein bisschen unsere miese Bundesligasaison kaschiert“, sagte Hummels. Der fünfte Platz aber reicht nun aus, dazu hat der BVB mit vielen Siegen entscheidend beigetragen. Die letzten Ligaspiele sind unwichtig – es zählt nur Wembley. „Das ist die klare Zielsetzung“, betonte Hummels. „Und wenn man ins Finale will, muss man auch in Paris bestehen.“ Erschwerend für PSG wird indes sein: Lucas Hernandez hat sich in Dortmund einen Kreuzbandriss im linken Knie zugezogen und fällt lange aus.

Möglicherweise hat der Weltmeister von 2014 am Mittwochabend sein letztes Heimspiel für die Borussen in der Königsklasse absolviert. Das sei „durchaus eine Möglichkeit“, räumte der 35-Jährige angesichts seines auslaufenden Vertrages ein, entschieden werde aber erst am Saisonende: „Ich will sehen, welche Optionen es gibt.“ Zur näheren Zukunft ist zu sagen, dass kurz nach dem Champions-League-Endspiel eine Heim-EM beginnt, für die Hummels bisher nicht vorgesehen ist. Bei Bundestrainer Julian Nagelsmann rief sich der derzeit überragende Verteidiger so noch mal in Erinnerung.

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