Politik

Seekorridor für Gaza-Hilfslieferungen soll Anfang Mai starten

Der geplante Seekorridor für Hilfslieferungen für die Bevölkerung des Gazastreifens könnte nach Angaben der USA und Zyperns schon in wenigen Tagen den Betrieb aufnehmen.

  • US-Außenminister Antony Blinken war  am Dienstag zu Besuch in Jordanien.Foto: AFP/EVELYN HOCKSTEIN

    US-Außenminister Antony Blinken war am Dienstag zu Besuch in Jordanien.Foto: AFP/EVELYN HOCKSTEIN

Der geplante Seekorridor für Hilfslieferungen für die Bevölkerung des Gazastreifens könnte nach Angaben der USA und Zyperns schon in wenigen Tagen den Betrieb aufnehmen: Der Seekorridor werde voraussichtlich „binnen rund einer Woche einsatzbereit“ sein, sagte US-Außenminister Antony Blinken am Dienstag bei einem Besuch in Jordanien. Laut dem zyprischen Präsidenten Nikos Christodoulides wurde Zypern von der US-Regierung darüber informiert, dass der Bau einer provisorischen Landungsbrücke vor dem Palästinensergebiet bis Donnerstag abgeschlossen werde.

Die EU und die USA wollen Hilfslieferungen für die Bevölkerung im Gazastreifen künftig auch über den Seeweg in den Küstenstreifen bringen. Weil der Gazastreifen selbst keinen Hafen hat, hatten die USA bereits vor Wochen den Bau einer provisorischen Landungsbrücke angekündigt.

Die Hilfslieferungen sollen zunächst nach Zypern gebracht, dort kontrolliert und dann von kommerziellen Schiffen auf dem Seeweg zu einer schwimmenden Plattform vor der Küste des Gazastreifens transportiert werden. Dort sollen sie auf kleiner Boote verladen und zu der Landungsbrücke gebracht werden. Dort übernehmen Hilfsorganisationen den Transport an Land und die Verteilung per Lastwagen.

Sobald die USA grünes Licht geben, werde Zypern „in Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union und den Vereinigten Arabischen Emiraten alle nötigen Vorbereitungen für die Verteilung humanitärer Hilfe treffen“, sagte Staatschef Christodoulides. Alle Vorbereitungen seien abgeschlossen.

Kosten von mindestens 320 Millionen Dollar

Die USA hatten die Errichtung der Anlegestelle Anfang März angekündigt und erklärt, ihr Betrieb könne voraussichtlich Anfang Mai beginnen. Die Arbeiten zum Bau des Piers begannen am 25. April, die Kosten belaufen sich laut US-Verteidigungsministerium auf mindestens 320 Millionen Dollar.

Das nur 370 Kilometer vom Gazastreifen entfernte Zypern ist der dem Palästinensergebiet am nächsten gelegene EU-Mitgliedsstaat. Das Land strebt an, zur Drehscheibe für die Verteilung humanitärer Güter für den Gazastreifen zu werden.

Am Donnerstag wird EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Zypern erwartet. Sie hatte eine Beteiligung der EU an dem Hilfsprojekt zugesagt. Humanitäre Organisationen kritisieren seit Langem, dass nicht ausreichend humanitäre Güter auf dem Landweg in den Gazastreifen gelangen.

Hilfslieferungen über israelischen Grenzübergang Erez

US-Außenminister Blinken sagte in Jordanien, über den Seekorridor werde es möglich sein, die Hilfslieferungen für die Menschen im Gazastreifen „bedeutend zu erhöhen“. Er könne jedoch kein Ersatz für Lieferungen auf dem Landweg sein.

Diese sollen Blinken zufolge über einen am Donnerstag eröffneten Korridor gesteigert werden, der von Jordanien aus zum Norden des Gazastreifens führt. Die Hilfsgüter sollen über den israelischen Grenzübergang Erez abgewickelt werden. Israel hatte dessen Öffnung für Hilfslieferungen kürzlich zugestimmt. Der Übergang war seit dem beispiellosen Großangriff der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober nicht mehr genutzt worden. Israelischen Angaben zufolge musste er nach der Zerstörung durch Hamas-Kämpfer erst wieder aufgebaut werden. 

Bei dem Hamas-Großangriff waren nach israelischen Angaben etwa 1170 Menschen getötet sowie rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. Als Reaktion auf den Überfall der Hamas geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher mehr als 34.500 Menschen getötet. red/

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