Kultur

Stücke zum Lachen und Nachdenken

Der Schauspielbühnen-Intendant Axel Preuß hat seine Pläne für die kommende Theatersaison vorgestellt. Experimente gibt es keine, dafür eine niveauvolle Mischung aus Bekanntem und Neuem.

  • Axel Preuß, Intendant der Schauspielbühnen Stuttgart, setzt auf moderne Klassiker und Stücke, die in Stuttgart angesiedelt sind.Foto: Lichtgut/Julian Rettig

    Axel Preuß, Intendant der Schauspielbühnen Stuttgart, setzt auf moderne Klassiker und Stücke, die in Stuttgart angesiedelt sind.Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Jedes Jahr aufs Neue will Axel Preuß, Intendant der Schauspielbühnen Stuttgart, „Unterhaltung mit Haltung“ liefern. Am Dienstagvormittag hat er das kommende Programm der Spielzeit 2024/25 mit einem Teil seines Ensembles in der Komödie im Marquardt vorgestellt. Die Mischung aus niveauvollen, bewährten Klassikern, populären Sing- und Lustspielen sowie einem Familienstück zur Vorweihnachtszeit zielt nach wie vor auf die Interessen eines älteren Publikums ab. Brandaktuelle Themen oder polarisierende Debatten um den Klimawandel, Identitäts- und Geschlechterkonzeptionen, um religiöse oder politische Grabenkämpfe spart Preuß’ gediegenes Programm aus. Fragen, die vor allem junge Menschen umtreiben, werden im Alten Schauspielhaus und in der Komödie im Marquardt eher am Rande diskutiert.

Intrigen und Lehrstück

Das bedeutet aber nicht, dass sich der Intendant und dessen Ensemble dem Zeitgeist verweigern würden. Mit Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ setzt Preuß einen modernen, überzeitlichen Klassiker aufs Programm, um das Publikum für die fatale Wirkung rechter Kräfte zu sensibilisieren, die wieder zunehmend Rückhalt in der Mitte der Gesellschaft suchen - und finden. Harald Demmer inszeniert das „Lehrstück ohne Lehre“ mit Peter Bause und Hellena Büttner, Premiere ist am 25. Oktober.

Mit dem Spielzeit-Auftakt „Gefährliche Liebschaften“ von Christopher Hampton nach dem Briefroman von Choderlos de Laclos reist Regisseur Ulrich Wiggers mit seinem Ensemble zurück ins 18. Jahrhundert, wo der französische Adel kurz vor der Revolution pikante Intrigen spinnt. Preuß verspricht „Machtmenschen in opulenten Roben und imposanter Ausstattung“, ab dem 13. September.

Zum Bühnen-Schwerpunkt wird in diesem Jahr die Stadt Stuttgart. Sieben Produktionen sind in der schwäbischen Landeshauptstadt angesiedelt. Besonders stolz ist Axel Preuß auf die Zusammenarbeit mit den Autoren Lutz Hübner und Sarah Nemitz („Frau Müller muss weg“), die eigens für das Alte Schauspielhaus das Drama „Wunderheiler“ über eine schwerkranke Stuttgarter Geschäftsfrau schreiben, die mit ihren Kindern Behandlungsoptionen erörtert. Dabei prallen zwei Positionen auf einander: Naturheilkunde gegen Schulmedizin. Zu erleben ist die Familie auf Konfrontationskurs ab dem 2. Mai 2025.

Auch in der Komödie setzt Preuß auf Bekanntes und Bewährtes: Monika Hirschle und Jörg Pauly schwelgen mit der szenisch-musikalischen Hommage „Häberle und Pfleiderer“ in schwäbischer Nostalgie, während mit dem Komödien-Hit „Ladies Night“ besonders weibliche Interessen in den Blick genommen werden. In der Stuttgarter Version schulen arbeitslos gewordene Daimler-Arbeiter auf Striptease-Tänzer um – ab dem 16. Mai 2025.

Stuttgarter Sichtweisen

Ernst kann es in der Komödie auch einmal werden; zum Spielzeit-Auftakt inszeniert Karin Eppler „Frau Knöpfle kann’s nicht lassen“ über eine einsame Stuttgarter Seniorin (Susanne Heydenreich), die Handelsvertreter zu sich einlädt, um nicht allein zu sein. Axel Preuß’ Programm bietet vielleicht keine Experimente, Stoff zum Nachdenken aber allemal.

Mehr Infos:https://schauspielbuehnen.de/

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